Wacken Open Air 2024
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W:O:A 2024 – Neustart unter der Sonne

Nach dem wettertechnischen GAU im Jahr 2023 war die Erwartungshaltung an das Wacken Open Air 2024 hoch – vielleicht höher als je zuvor. Doch die Veranstalter haben Wort gehalten: Sonne, stabile Wege, klare Strukturen und ein Line-up, das in seiner Bandbreite selbst eingefleischte Genrepuristen auf die Probe stellt. Vom 31. Juli bis 3. August verwandelten sich die Felder rund um das schleswig-holsteinische Wacken erneut in das Epizentrum der weltweiten Metal-Gemeinde. Mit rund 85.000 Besuchern war das Festival einmal mehr ausverkauft – und das trotz eines Ticketpreises von 333 Euro. Was folgte, war ein viertägiges Feuerwerk aus Musik, Pyro, Schweiß, Bier und Gänsehautmomenten, wie sie nur Wacken liefern kann.


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Anreise & Infrastruktur: Lektionen aus dem Vorjahr

Das Fiasko des Vorjahres – endlose Staus, versackende Fahrzeuge und Festivalgäste, die ihr Zelt nicht erreichten – führte 2024 zu einigen maßgeblichen Veränderungen. Die Einführung von Ankunftsslots, die im Vorfeld gebucht werden mussten, erwies sich als cleverer Schachzug. Die Zufahrten blieben frei, Parkflächen waren befestigt, und bereits am Montag war das Gelände von feiernden Metalheads bevölkert. Auch die Versorgungslage wurde verbessert, Schlangen hielten sich in Grenzen, und die Security zeigte sich weitestgehend freundlich und deeskalierend.

Das Wetter? Ein Traum. Sonne, gelegentliche Wolken, nur ein kurzer Regenschauer am Samstag. Keine Schlammschlachten, keine Evakuierungen – stattdessen Staub, gute Laune und ein Gelände, das trotz der Menschenmassen erstaunlich gepflegt blieb.

Tag 1 – Mittwoch: Warm-Up mit Wumms und Witz

Der erste Festivaltag gehört traditionell dem „Soft Opening“ – doch Wacken wäre nicht Wacken, wenn selbst der Mittwoch nicht bereits mit Highlights aufwartete. In diesem Jahr gab es für Frühstarter besonders viel zu entdecken: Die verschiedenen Bühnen wurden nach und nach in Betrieb genommen, erste Händler und Food-Stände öffneten ihre Läden, und das Gelände füllte sich bereits am Vormittag mit erwartungsfrohen Festivalgängern. Es war deutlich spürbar, dass die Fans hungrig auf Musik und gute Stimmung waren – und beides sollten sie in Hülle und Fülle bekommen.

Crystal Viper eröffneten auf der Louder Stage mit klassischem Old-School-Metal. Anfangs noch soundtechnisch holprig, nahm das Set bald an Fahrt auf – Marta Gabriels Stimme kam zunehmend besser zur Geltung, und Hymnen wie "Metal Nation" rissen das Publikum mit. Ein gelungener Start.

Phantom Excaliver, die letztjährigen Metal Battle-Gewinner aus Japan, machten ihrem Ruf alle Ehre. Songs wie "Metal Never Betrays Us" oder das Anime-Cover "Cha-La Head-Cha-La" machten die Wasteland Stage zur Partyzone. Extrovertiert, laut, sympathisch – die Band war auch außerhalb ihres Auftritts sehr präsent.

Mit Girlschool gab es dann den ersten Nostalgie-Flash. Der Sound war etwas schlampig, die Energie der Band aber ungebrochen. Songs wie "Demolition Boys" oder das Motörhead-Cover "Bomber" sorgten für Wohlwollen, auch wenn echte Begeisterung ausblieb.

Ein völlig anderes Bild bot Bülent Ceylan, der nicht als Comedian, sondern mit einer Metalband auftrat. Zwischen klarer Kante gegen Rechts, Mobbing und Gastauftritten von Peter Maffay (!) und Saltatio Mortis bewegte sich die Show zwischen kurios, mutig und charmant. Ein ungewöhnlicher, aber bereichernder Farbtupfer.

The Warning, drei Schwestern aus Mexiko, überzeugten mit eingängigen, melodischen Hardrock-Nummern. Ihre Karrierekurve zeigt steil nach oben – das Set in Wacken dürfte dabei helfen.

Den musikalischen Höhepunkt des Tages setzten wohl The Darkness, deren Mix aus Queen, Aerosmith und Led Zeppelin für kurzweilige Unterhaltung sorgte. Frontmann Justin Hawkins war in Erzähllaune, die Crowd textsicher, und mit "I Believe In A Thing Called Love" gab’s zum Schluss den großen Mitsingmoment.

Später folgte ein rein weiblich besetzter Block mit Suzi Quatro als Headlinerin. Trotz ihrer 74 Jahre zeigte sie, wie man Bass spielt, Hits raushaut ("Can The Can", "Devil Gate Drive") und gleichzeitig mit dem Publikum kommuniziert. Großartige Show mit starker Band und sogar Gebärdendolmetscherin auf der Bühne.

Suzie Quattro

Der Abend endete mit In Extremo – zum zehnten Mal in Wacken, zum ersten Mal als Headliner. Mit spektakulärem Bühnenaufbau, effektvollem Einsatz von Pyrotechnik und einem perfekt ausbalancierten Mix aus neuen Songs und Klassikern lieferten die Mittelalter-Rocker eine Show, die lange im Gedächtnis bleiben wird. Ein besonderes Highlight war der Gastauftritt von Björn Both (Santiano), der dem ohnehin schon imposanten Auftritt eine zusätzliche emotionale Note verlieh. Besonders beeindruckend war das Zusammenspiel von Dudelsäcken, Schalmeien und E-Gitarren, das In Extremo einzigartig macht – eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Das Publikum sang, tanzte, jubelte – und verabschiedete sich nach diesem stimmungsvollen Finale des ersten Tages mit einem seligen Lächeln auf den Lippen in die Nacht.

Micha (In Extremo)


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