Wacken Open Air 2008
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Wann? 31.07. - 02.08.2008
Wo?
Wacken - Festivalgelände

Donnerstag, 31. Juli 2008
MUSTASCH | GIRLSCHOOL | NASHVILLE PUSSY | AIRBOURNE | W:O:A FIREFIGHTERS und MAMBO KURT | AVENGED SEVENFOLD | ALESTORM | IRON MAIDEN

Freitag, 01. August 2008
GRAVE | MORTAL SIN | ENSIFERUM | HEADHUNTER | KAMELOT | SOILWORK | SABATON | CHILDREN OF BODOM | CORVUS CORAX | AVANTASIA | CREMATORY

Samstag, 02. August 2008
MERCENARY | EXODUS | OBITUARY | HATEBREED | ENEMY OF THE SUN | CARCASS | KILLSWITCH ENGAGE | NIGHTWISH | KREATOR  | LORDI

WACKEN - WEINE NICHT, WENN DER REGEN FÄLLT 2.0

INTRO

WACKEN - Blasting the North in August - das sagt eigentlich schon alles: Weitere Worte sind überflüssig! Nur soviel: Dafür, dass es dieses Jahr ziemlich voll auf dem Gelände war, war die Security durchgängig hilfsbereich und freundlich und erledigte ihren nicht immer einfachen Job anständig. Auch in diesem Jahr klappte die Information der Fans über Video-Leinwände perfekt, so dass man dem Veranstalter eine rundum gelungene Organisation bescheinigen kann.

Donnerstag, 31.07.2008

Der Donnerstag beginnt mit dem, was unter dem Begriff "klassische Rock-Musik" läuft. Auf der Party-Stage sind ab 16 Uhr die Schweden-Rocker von MUSTASCH zu Hause, auf der Black Stage tummeln sich dagegen die Alt-Rockerinnen von GIRLSCHOOL. Und beide Bands klingen bei schönstem Wetter schon recht gut, aber gleichen dann dennoch den klassischen Anheizern, die sich auch schnell wieder vergessen lassen. Bei MUSTASCH zumindest bleibt der rohe Sound in Erinnerung.

Bei so einer Überraschung stört es dann sogar nicht einmal sonderlich, dass der Auftritt von NASHVILLE PUSSY recht kurz ausfällt. Doch zumindest reichen die wenigen verbleibenden Minuten aus, um noch einmal für kurze Zeit in den Genuss einer schönen Portion Südstaaten-Feeling zu kommen.

Weiter gehts mit AIRBOURNE. Was die Jungs vom Stapel lassen, ist wirklich reif für die Hauptbühne. Vom einfach genialen Posing über die perfekte Bühnennutzung sowie kleine Überraschungen wie eine Klettertour auf die Bühnenspitze samt oben abgefeiertem Gitarrensolo - so schnell macht das den Australiern keiner mehr nach. Die Begeisterung des Publikums ist dementsprechend, wartet man ja nicht nur seit acht Jahren auf ein neues Studioalbum der großen Vorbilder AC/DC, sondern ist auch wegen der lahmen Show von Ms. Harris regelrecht ausgehungert. Stücke wie die Single 'Too Much, Too Young, Too Fast' oder der stampfende Nackenbrecher 'Girls In Black' bringen auch den letzten Metaller ins Schwitzen. Dazu noch perfekter Sound und gute Laune auf der Bühne. Schon hat man den zweiten großen Headliner des Abends gesehen. Mit einem Wort: perfekt!

Auf jeden Fall sprechen viele Zuschauer noch Tage später von diesem einmaligen Gig. Zu den wiederkehrenden Attraktionen des Wacken-Festivals zählen dagegen die W:O:A FIREFIGHTERS und MAMBO KURT, der König der Heimorgel. Beide sind am Donnerstag die Stars des Biergartens. Auf den Tischen vor der kleinen Bühne dort tanzen die Metalfans ausgelassen und mit viel, viel Bier inner Krone. Besonders MAMBO KURT begeistert mit seinem Minimalsound und seinen Rock-Klassikern, das Feuerwehr-Orchester lässt dagegen das "Schleswig Holstein"-Lied erklingen, was so wohl kaum einer der Fans freiwillig hören würde, wäre er nicht in Wacken.

Die schwierige Aufgabe, mit den geilen AIRBOURNE mitzuhalten, haben auf der Hauptbühne AVENGED SEVENFOLD zu meistern. Leider gelingt ihnen das überhaupt nicht. Nicht nur, dass zu Beginn des Sets viel Publikum abwandert, auch mag der etwas langsame Mix aus Hardrock und Metalcore nicht so richtig ankommen.

Mit Songs wie 'Over The Seas' und 'Huntmaster' stürzen sich ALESTORM gemeinsam mit dem schunkelnden und singenden Publikum in Meere aus Crowdsurfern und Headbangern, vorbei an empor gerissenen Bierbechern. ALESTORM bieten ein wahrhaft metallisches Piratenspektakel bei dem man Beine und Arme gleichermaßen in die Luft werfen kann, um bei Songs wie 'Set Sail To Conquer' und 'Wenches And Mead' dem Namen der W.E.T. Stage bei karibischen Temperaturen alle Ehre zu machen.

IRON MAIDEN - Wacken 2008! Und dementsprechend euphorisch wird die Band von zehntausenden Fans am ersten Abend auf der True Metal Stage begrüßt. Etwas gewöhnungsbedürftig zu Beginn ist die "Waldhose Of Army" von Vegetarier Bruce Dickinson. Mit seinen "Scream for me Wacken!"-Rufen und dem ersten Song 'Two Minutes To Midnight' wird die Menge gleich richtig warm. Die Begeisterung kennt keine Grenzen und "... goes all the way to Hamburg". Bruce heizt den Fans weiter ein. So werden "Mexican Waves" laolahaft ausgeführt, münden in den Meilensteinen 'Wasted Years' und 'The Number Of The Beast'. Dazu zelebriert Janick Gers seinen legendären Armpropeller an der Gitarre. Für Abwechslung sorgen auch die wechselnden Bühnenbilder mit Eddie und die Kostüme von Bruce. Nach 'Can I Play With Madness' und 'The Rime Of The Ancient Mariner' präsentiert sich Drummer Nicko McBrain mit Radlerhose. Einige Fans dürfen sogar zu 'Heaven Can Wait' auf der Bühne herumspringen. Das kann Eddie bei 'Iron Maiden' aber noch toppen.
Bevor IRON MAIDEN zur Zugabe ausholen, präsentiert sich Bruce wiederholt von seiner charmanten Seite. Ach ja, und ein IRON MAIDEN-Konzert könnte mit 'The Clairvoyant' nicht schöner enden. IRON MAIDEN kennen kein Alter und haben es mal wieder geschafft, energiegeladenen Heavy Metal auch energiegeladen über zwei Stunden hinzulegen. Das Konzert hätte in dieser Form auch zwanzig Jahre früher stattfinden können. 


Freitag, 01.08.2008

GRAVE betreten die Bühne und knüppeln sofort puren Schweden-Death ins Publikum. Soundtechnisch 1a umgesetzt, kurze, knackige Ansagen leiten die Songs ein, und die Masse bewegt sich von vorne bis hinten. Wie nicht anders zu erwarten war, startet ein Moshpit nach dem anderen. Amtlich.

Nach GRAVE kommen MORTAL SIN aus Australien an den Start. Waren die Jungs 2006 schon einmal in Wacken im Zelt auf der Bühne, dürfen sie heute auf der True Metal Stage bei strahlendem Sonnenschein spielen. Als MORTAL SIN mit 'Blood Death Hatred' loslegen, ist die Freude sehr groß, der Sound allerdings eine absolute Katastrophe. Daran ändert sich leider bis zum Schluss nichts. Dennoch können MORTAL SIN die Fans vor allem mit Songs ihrer ersten beiden Alben zum Moshen bringen, etwa 'Mayhemic Destruction', 'Lebanon' oder 'I Am Immortal'. Dazu bietet Frontshouter Mat Maurer waghalsige Kletter- und Bangeinlagen.

In Lederröcken und mit Kriegsbemalung präsentieren ENSIFERUM einem abgedrehten Publikum Songs wie 'Token Of Time', 'Ahti', 'Lai Lai Hei' und 'One More Magic Potion'. Als Sänger Petri Lindroos zum letzten Song 'Iron' dann auch noch einen "Dadada"-Sprechchor anstimmt, ist die Schunkelstimmung perfekt.

Wie bei anderen Bands hat es auch hier eine langjährige Pause gegeben: HEADHUNTER, das Austob-Projekt von DESTRUCTION-Basser Schmier sowie (Ex-)STRATOVARIUS-Trommler Jörg Michael und dem Franken Schmuddel, geben auf dem W:O:A einen ihrer in letzter Zeit selten gewordenen Liveauftritte. Klar, dass da weder STRATOVARIUS noch DESTRUCTION was in der Setlist zu suchen haben. Hier werden HEADHUNTER-Songs wie 'Force Of Habit' oder 'Caught In A Spider's Web' runtergezockt. Mit lockeren Sprüchen, teilweise deutsch, teilweise englisch, und hoher spielerischer Qualität demonstriert die Band, dass sie immer noch nicht zum alten Eisen gehört. Top!

Auch Thomas Youngblood und seine Mannen sind auf den hiesigen Festivalwiesen definitiv rar, weshalb der heutige Gig was exklusives hat. Dementsprechend ernst nimmt die KAMELOT-Mannschaft ihren Auftritt auch und fährt insbesondere in Sachen Bühnenkulisse so manch optisches Highlight auf. Allerdings wirkt die Performance heuer ein wenig zu theatralisch und gerade für das Festival-Publikum nicht gerade stimmungsreich. KAMELOT fahren sämtlichen Bombast auf und inszenieren die Theatralik ihrer Musik im wahrsten Sinne, wodurch aber ein gewisses Maß an Publikumsnähe verloren geht. Roy Khan, der zudem die meiste Zeit auf den Knien verbringt, bemüht sich zwar so manches Mal, die Menge in den Griff zu bekommen, doch wirkt vieles heute sehr aufgesetzt und zu routiniert. An der musikalischen Klasse des Gigs gibt es aber nichts auszusetzen, bis vielleicht auf die Tatsache, dass man ’Nights Of Arabia’ ausgespart hat. Dafür gibt's mit ’Karma’ aber entsprechenden Ersatz für die zufriedene, letzten Endes aber nicht völlig begeisterte Menge.

Anschließend gibt es eine Portion SOILWORK. ’Speed’ Strid und seine Jungs gehören mittlerweile schon zum Festival-Inventar. Im steten Zwei-Jahres-Takt gibt es ein Wiedersehen in Wacken, und dennoch ist das Verlangen nach den Jungs immer noch riesig groß. Die Band spult routiniert ihr Programm ab, das sich aus dem Gros des “Natural Born Chaos“-Repertoires sowie einzelnen Nummern der beiden letzten Alben zusammensetzt. Die Menge hüpft, singt und mosht dazu, als gäbe es kein morgen. Nummern wie ’As I Speak’ und ’Stabbing The Drama’ sind einfach echte Hämmer und wenn sie dann auch noch einen solch fetten Sound bekommen, kann nichts mehr schiefgehen.

SABATON stürmen am späten Nachmittag die Bühne. Zwar ist es immer noch heiß und schlammig, doch die Schweden wissen diese Situation an der Party Stage für sich zu entscheiden. Da man nun mit drei Alben im Gepäck touren darf, wirkt auch die Setlist frischer und angenehmer als auf den vorherigen Konzerten. Bombensound sowie ein gelungenes Stageacting machen aus dem Auftritt ein weiteres Highlight.

CHILDREN OF BODOM spielen ein Set, das keinen Schwerpunkt auf ein bestimmtes Album legt, so ist für jeden was dabei, für den Liebhaber der ersten Stunde sowie für die neueren Fans. Es gibt unter anderem das großartige 'Lake Bodom', ein schwächeres 'Follow The Reaper' sowie die Songs 'Banned From Heaven', 'In Your Face', 'Mask Of Sanity' oder auch 'Blooddrunk' zu hören. Die Lichtshow ist bombastisch und hell, so untermalt sie eindrucksvoll die Performance der Musiker. Bei 'Hate Crew Deathroll' geben sie noch mal alles, das Publikum nimmt es dankend an und brüllt nach Leibeskräften mit. Schade, dass es so schnell vorbeigegangen ist. Ein gelungenes Konzert, bei dem die Band ihre Headliner-Position mehr als rechtfertigt.

Für ein Heavy-Metal-Festival ungewöhnliche Klänge gibt es nun von CORVUS CORAX, die mit Cantus Buranus II auftreten, der zweiten Auflage der Neuvertonung der Carmina Burana. Sie sind mit einem großen Orchester nebst Chor und Diva angereist. Eins ist klar: Sie sind und bleiben die Könige der Spielleute. Teufel begrüßt das Publikum mit den Worten "Lasst uns durchdrehen", und genau das passiert in der nächsten reichlichen Stunde. Die Spielmänner haben eine stimmige Choreografie entworfen, und auch die Kostüme sind einfach nur perfekt. Alles in allem eine runde Sache. Der Sound klingt glasklar und ausgewogen. Das jüngste Mitglied Jordon hat sich gut eingegliedert und ist für die Band ein echter Gewinn. Zum Abschluss gibt es ein großes Feuerwerk - und auch hier ist die Show viel zu schnell vorbei.

AVANTASIA live - auf dieser Ereignis haben die Anhänger der Melodic-Metal-Oper seit Jahren warten müssen, und da Sprachrohr und Initiator Tobias Sammet eigentlich schon angekündigt hatte, er würde seine Werke angesichts des hohen Aufwands nicht auf die Bühne bringen, war dieses Kapitel eigentlich schon abgeschlossen. Vorerst. Im letzten Jahr folgte dann aber die Kehrtwende. Der EDGUY-Frontmann kündigte ein drittes Album und im Zuge dessen auch einige Live-Shows an. Selbstredend, dass der Wacken-Acker auch in das livehaftige AVANTASIA-Feeling kommen sollte. Und Sammet und seine Mannen, darunter auch Produzent Sascha Paeth und EDGUY-Trommler Felix Bohnke, legen los wie die Feuerwehr und inszenieren in den folgenden neunzig Minuten eine wahrhaft denkwürdige Show. Mit einem bunten Querschnitt aller drei Alben, dabei wünschenswerterweise auch reichlich Debüt-Material, füllt er sein Set zur Zufriedenheit aller, spart sich überdies aber auch die sonst so prall gefüllten Ansagen-Parts. Heute soll die Musik sprechen, und das tut sie auch in ansprechendem, opulentem Soundgewand sowie im Rahmen einer professionell ausgearbeiteten, dem Status des Projekts würdigen Show.
Wie versprochen, präsentiert Sammet auch einige Gaststars, darunter Ex-ANGRA-Frontmann André Matos und MAGNUM-Stimme Bob Catley. Erwartungsgemäß übernimmt auch Jorn Lande einen Teil der Gesänge, muss jedoch zwei Songs lang lediglich für den Monitor singen, da sein Mikro keinen Mucks von sich gibt. Strange, zumal Jorn teils wie ein Derwisch über die Bühne fegt. Als auch dieses Problem beseite geschafft ist und Sammet die Bandhymne 'Avantasia' anstimmt, scheinen der Begeisterung keine Grenzen mehr gesetzt. Selbst der Sänger, der in den letzten Jahren schon einige Festivalbühnen als Headliner beehren durfte, kriegt sich beim frenetischen Jubel seiner Fans nicht mehr ein und scheint zum ersten Mal in seiner Bühnenlaufbahn sprachlos. Allerdings kann die Band zum Schluss trotzdem noch einmal einen draufsetzen und krönt ihren Auftritt in der Zugabe mit einem Gastauftritt von Gitarrenlegende Uli Jon Roth. Nach diesem fantastischen Gig sollte sich nun sicher niemand mehr wundern, wenn diese Inszenierung irgendwann noch einmal eine Fortsetzung finden wird. So abgedroschen dies klingen mag, aber bei der Begeisterung und einer solch souveränen Show wäre Tobi ziemlich naiv, das Projekt nicht mehr aufzuführen.

Bei CREMATORY machen Songs wie 'Pray' und 'Höllenbrand' gleich richtig Spaß. Zum Klassiker 'Tears Of Time' wird die Sache noch um einiges besser, und das Publikum taut ein wenig auf, denn ansonsten ist die Stimmung nicht allzu berauschend. An der Band liegt es jedenfalls nicht, denn Felix versucht die Massen immer wieder anzuheizen. Vielleicht sind die fortgeschrittene Zeit und die nicht mehr vorhandene Kondition aufgrund des hohen Alkoholkonsums daran schuld. Zum Ende gibt es noch die Coverversion des SISTERS OF MERCY-Klassikers 'Temple Of Love'. 


OUTRO

Unser Dank geht an das gesamte WACKEN OPEN AIR-Team für das tolle Festival und die gute Organisation.

SEE YOU IN 2009 - RAIN OR SHINE!