Wacken Open Air 2010
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Wann? 05.08. - 07.08.2010
Wo? Wacken - Festivalgelände

Donnerstag
ALICE COOPER | MÖTLEY CRÜE | IRON MAIDEN

Freitag
AMORPHIS | JOB FOR A COWBOY | ASTRAL DOORS | ETERNAL LEGACY | ENDSTILLE | KAMELOT | GRAVE DIGGER | SLAYER

Samstag
EKTOMORPH | CALIBAN | UNLEASHED | CRUCIFIED BARBARA | OVERKILL | W.A.S.P. | STRATOVARIUS | EDGUY | CANDLEMASS | IMMORTAL

INTRO

WACKEN - Blasting the North in August - das sagt eigentlich schon alles! Die Security war auch 2010 durchgängig hilfsbereich und freundlich und erledigte ihren nicht immer einfachen Job anständig. Auch in diesem Jahr klappte die Information der Fans über Video-Leinwände perfekt, so dass man dem Veranstalter-Team um Festival-Kopf Holger Hübner eine rundum gelungene Organisation bescheinigen kann.
Einige Fakten zur 2010er-Ausgabe:
75.000 Fans, 107 Bands, 200 ha. Gelände mit 35 km Bauzaun gesichert, 1a-Festivalwetter (nicht zu heiß, kein bzw. kaum Regen)

Donnerstag

Auf den Punkt um 18:00 Uhr startete ALICE COOPER seine erste Show auf dem Wacken Open Air. Und auch wenn man vermuten kann, dass in der Zuschauermenge einige Leute zu finden waren, die den Namen ALICE COOPER (oder vielleicht auch nur dessen Gesicht) erst seit der Saturn-Werbung kennen, brachte das Hit-Trio aus "School's Out", "No More Mr. Nice Guy" und "I'm Eighteen" die Menge mit einem Schlag auf Betriebstemperatur. Der Bekanntheitsgrad der nächsten Songs war danach erwartungsgemäß erstmal nicht mehr ganz so groß, aber alleine die visuellen Elemente einer ALICE-COOPER-SHOW haben bekanntlich auch für den musikalisch nicht ganz so Eingeweihten stets einen hohen Reiz. Und zu sehen gibt es heute Abend reichlich: Bei "Wicked Young Man" gibt es den ersten Toten auf der Bühne, aufgespießt von Alice himself. Der wird dafür mit der Zwangsjacke belohnt und darf so noch die "Ballad Of Dwight Fry" singen, bevor er auf der Guillotine endet. Zu "Go To Hell" mit seinem indianischen Rhythmus ist er als Schamane wieder auferstanden und bei "Guilty" macht man die erste Bekanntschaft mit der schon kurz darauf entschlafenen Braut "Cold Ethyl". "Poison" ist dann das erwartete Stimmungshoch, bevor es danach richtig speziell wird. Überraschend werden "From The Inside" vom gleichnamigen Album und das ebenfalls von dort stammende "Nurse Rozetta" gespielt. Letzteres übrigens wesentlich härter als in der Studiovariante. Unterbrochen wird das Klassiker-Programm danach noch kurz von "Vengeance Is Mine", dem einzigen Song vom letzten Album "Along Came A Spider", bevor mit "Billion Dollar Babies", "Feed My Frankenstein" und natürlich "Elected" weitere Hits folgen. Beim letzteren wendet sich Onkel Alice durch das Schwingen einer Deutschlandfahne persönlich an das Publikum, mit dem er die Kontaktaufnahme zuvor ohne eine wirklich Ansage ansonsten aufs Minimalste beschränkt hatte. Ein gelungener Auftritt, der dem Schockrocker einige neue Fans auch in der jungen Metal-und Hardrockgeneration beschert haben dürfte.

Setlist ALICE COOPER:

School's Out
No More Mr. Nice Guy
I'm Eighteen
Wicked Young Man
Ballad Of Dwight Fry
Go To Hell
Guilty
Cold Ethyl
Poison
From The Inside
Nurse Rozetta
Be My Lover
Only Women Bleed
I Never Cry
Black Widow Jam
Vengeance Is Mine
Dirty Diamonds
Billion Dollar Babies
Killer
I Love The Dead
Feed My Frankenstein
Under My Wheels
Elected
School's Out


Sich danach einen guten Platz bei MÖTLEY CRÜE in den vorderen Reihen zu ergattern, ist dann unerwartet einfach. Gerade beim jüngeren Publikum scheint der Stand der L.A.-Glamrocker nach der jahrelangen Pause und noch längerer Europa-Abstinenz nicht mehr besonders groß zu sein; zudem ziehen es auch viele vor, sich schon für den Gig von IRON MAIDEN einen guten Platz vor der Nachbar-Stage zu sichern und den Auftritt aus der Entfernung oder über eine der drei Leinwände zu verfolgen. Die Fankulisse ist trotzdem beachtlich, aber insgesamt scheinen die Erwartungen nicht übermäßig groß zu sein - und nur die Wenigsten haben wohl in diesem Moment damit gerechnet, dass sie ein frühes Highlight erleben würden...
Nach AC/DCs "Big Balls" als Intro, steigt das Quartett aus einer futuristischen L.A.-Skyline als Bühnenaufbau heraus mit "Kickstart My Heart" druckvoll in ihren Set ein. Nicht nur die Gitarre brät mächtig fett und spätestens mit dem Pyro-Schauer aus Feuer, Blitz und Donner zum Songende sind den Jungs alle Blicke sicher.
Mit "Wild Side" geht es nicht minder energisch weiter und wer vorher angezweifelt hatte, dass MÖTLEY CRÜE eine richtige Metalband ist, wurde mit Klassikergranaten wie "Shout At The Devil" oder "Looks That Kill", aber auch durch die beiden neusten Songs im Set  "Saints Of Los Angeles" und "Mutherfucker Of The Year" eines Besseren belehrt. Die äußerlich in die Jahre gekommene Band hat sicherlich schon mal besser und fitter ausgesehen, besser geklungen hat sie von einer Bühne aus aber bestimmt nur selten. Und bestimmt waren sie auch nur selten so hart, wie an diesem Abend.
Was die Jungs musikalisch und spieltechnisch noch so drauf haben, wissen sie heute ebenfalls nachhaltig zu belegen. Nach "Live Wire" heizt Tommy Lee die Meute an, damit Nikki Sixx ein Erinnerungsfoto von der klatschenden Menge schießen kann, bevor sich Vince Neil für "Don't Go Away Mad (Just Go Away)" die Akustikgitarre schnappt. Mit "Primal Scream" folgt dann eine nicht ganz so bekannte, aber ebenfalls hart gespielte Nummer. Als dann alle auf Befehl von Vince die rechte Faust in die Luft recken sollen, ist es Zeit für "Girls, Girls, Girls". Die Nummer schließt mit einem Pyro-Feuerwerk und mächtigem Getöse einen tollen Auftritt ab, über den es hinterher durchweg positive und zumeist begeisterte Stimmen zu hören gab.

Setlist MÖTLEY CRÜE:

Kickstart My Heart
Wild Side
Shout At The Devil
Saints Of Los Angeles
Looks That Kill
Live Wire
Don't Go Away Mad (Just Go Away)
Same Ol' Situation (S.O.S.)
Mutherfucker Of The Year
Ten Seconds To Love
Primal Scream
Dr. Feelgood
Girls, Girls, Girls


Iron Maiden
Im Vorfeld sickerte bereits durch, dass die Setlist sich wohl in großen Teilen auf die letzten drei Alben konzentrieren würde. Zwar hofft man, dass es in Wacken vielleicht doch anders sein würde und dass die Band ein Best-Of-Set auf die Bühne knallen würde, doch da sieht man sich getäuscht. Mit "The Wicker Man" und dem folgenden "Ghost Of The Navigator" steigen Bruce Dickinson und seine Jungs gekonnt ein und entfachen mit dem folgenden "Wrathchild" erste Jubelstürme. Doch die Erwartungen der Fans werden abrupt wieder abgekühlt, denn nach dem Uralt-Klassiker spielt man mal eben den allerneusten Song "El Dorado".
Man hat an diesem Abend ein wenig den Eindruck, als würden IRON MAIDEN Songs zu Klassikern machen wollen, die keine sind und es vielleicht auch nie werden. Zumindest flaut die Stimmung bei "Dance Of Death" und "The Reincarnation Of Benjamin Breeg" weiter ab.
Ungeachtet der Setlist muss man andererseits sagen, dass es auch heutzutage kaum bessere Livebands gibt, als IRON MAIDEN. Die drei Gitarristen spielen nahezu perfekt, Bruce Dickinson singt ebenfalls und wie üblich wie ein junger Gott und wirklich die ganze Zeit ist Action auf der Bühne angesagt. Als Bruce den Song "Blood Brothers" dem verstorbenen Ronnie James Dio widmet, kommt endlich mal die Gänsehaut zum Vorschein - um bei "Wildest Dreams" und "No More Lies" wieder zu verschwinden. Die Hoffnung ruht letztlich auf dem Zugabenblock, doch der besteht aus Standards: "The Number Of The Beast", "Hallowed By The Name" und "Running Free". Mit einer Setlist, die eher etwas für beinharte Fans der Band ist, als für ein partywilliges Festival-Publikum beweist man zwar, dass man Mut hat und mit einer grundsätzlich makellosen Darbietung zeigt man, dass man live immer noch ein Brett ist, aber die wirklich prägenden Auftritte kommen dieses Jahr von anderen Bands.

Setlist IRON MAIDEN:

The Wicker Man
Ghost Of The Navigator
Wrathchild
El Dorado
Dance Of Death
The Reincarnation Of Benjamin Breeg
These Colours Don't Run
Blood Brothers
Wildest Dreams
No More Lies
Brave New World
Fear Of The Dark
Iron Maiden
The Number Of The Beast
Hallowed Be Thy Name
Running Free


Freitag

AMORPHIS haben es eigentlich nicht verdient, bereits um 11.45 Uhr auf die True Metal Stage zu müssen. Zudem ist offenbar der Soundmann noch nicht ganz wach, denn beim Opener "Silver Bride" gibt es noch ein paar Probleme mit dem Ton. Doch bei "Sky Is Mine" wird es besser und auch die Band bekommt Spaß auf der Bühne. Besonders Sänger Tomi Joutsen zeigt mit seiner Performance, dass er zu den besseren Frontmännern der Szene gehört. Doch auch der Rest der Band ist aktiv und so freut sich das immerhin zahlreich anwesende Publikum über eine gelungene Show, in der im weiteren Verlauf auch noch "The Castaway", "Against Widows", "From The Heaven Of My Heart" und zum Ende des Sets die Klassiker "Black Winter Day" und "My Kantele" erklingen.

Job For A Cowboy
Neben dem agilen Sänger Johnny Davy sticht vor allem Bassist Brent Riggs mit seiner feuerroten Kopf- und Gesichtsbehaarung heraus. Von den elf gespielten Songs bleibt am ehesten noch "Lords Of Chaos" im Gedächtnis, wobei Eingängigkeit bei den Amerikanern eh nicht unbedingt weit oben auf der Prioritätenliste steht. Nichtsdestotrotz ein gelungener Auftritt.

Im Zelt geht es wesentlich melodischer und traditioneller zur Sache. Aber dort ist es nicht minder laut. Zu Beginn des Gigs von ASTRAL DOORS ist es viel mehr deutlich zu laut, so dass manch einer die ersten Songs "Call Of The Wild" und "Black Rain" lieber erstmal aus größerer Entfernung verfolgt. Erst nach der Hälfte des Sets bzw. ab "Evil Is Forever" passt sich die Tagesform des Soundmanns einigermaßen der der Band an. Die Schweden sind nämlich bestens aufgelegt und werden von Beginn an auch gut abgefeiert. ASTRAL DOORS, die seit kurzem nur noch zu fünft sind, haben im Vergleich zu ihrem ersten Wacken-Auftritt 2004 einen großen Sprung bei den Besucherzahlen gemacht. Hymnen der Marke "Power And The Glory" oder "Of The Son And The Father", die alle Fans von DIO und RAINBOW begeistern müssen und hier von einer souveränen Mannschaft präsentiert werden, haben auch ohne große Show genug zu bieten. "Time To Rock" bringt die Sache dann erst Recht auf den Punkt und hebt die Stimmung noch weiter. Eine halbe Stunde Spielzeit ist für kräftigen Hardrock dieser Güteklasse einfach viel zu kurz und das sieht auch die Band so, sichtlich erfreut über die guten Reaktionen: "Wir gehen nicht von der Bühne und spielen, bis man uns hier runterschmeißt." Wohl niemand im Zelt hätte was gegen eine Verlängerung gehabt, aber nach der Hälfte des abschließenden "Cloudbreaker" war dann leider dennoch Schluss.

ETERNAL LEGACY dürften vor dem W:O:A wohl nur wenigen Besuchern ein Begriff gewesen sein. Die Amis um die Brüder Vanek waren bisher reiner Underground und so wunderte es nicht, dass das Zelt am Freitagnachmittag nicht mal zu einem Drittel gefüllt ist. Dabei könnte der Vierer aus Ohio mit seiner Mischung aus Power und Thrash Metal durchaus einer größeren und szeneweiten Hörerschaft gefallen; zumal sie live nicht nur härter als auf Konserve, sondern bei Songs wie "Shadow Of Revolution" oder der neuen Nummer "The Dead Matter" ziemlich METALLICA-like rüberkommen. Dies liegt zu einem gewissen Grad auch an Sänger und Rhythmusgitarrist Jason Vanek. Dessen Gesang ist bei den ersten Songs wie "Souls Of Prey" noch etwas zu leise, dem guten Eindruck tut das aber keinen Abbruch. Mangelndes Engagement kann man sowieso sowohl weder ihm mit seinem wiederholten Sprung in den Fotograben, noch dem Rest der Band vorwerfen. Sicher dürfte sein, dass ETERNAL LEGACY mit diesem Auftritt ihren Hörerkreis vergrößert haben.

Endstille
Letztes Jahr noch in Interimsbesetzung sind ENDSTILLE nun mit festem Line-Up in Wacken. Der neue Mann, Zingultus, ist in der deutschen Black Metal-Szene ein guter alter Bekannter. Nach "Feindfahrt" geht es in "Endstilles Reich" und im Laufe des Sets wird bis auf das Debütalbum jede Platte berücksichtigt. Mit "When Kathaaria Falls" wird sogar ein Song vom kommenden Album "Infektion 1813" ins Publikum gedroschen. Zum Ende dürfen natürlich "Dominanz" und "Frühlingserwachen" nicht fehlen. Zwar wäre es auch mal schön, ENDSTILLE bei Dunkelheit sehen zu können, denn das dürfte noch um einiges intensiver ausfallen. Trotzdem war es ein gelungener Auftritt.

Kamelot
KAMELOT waren wie IRON MAIDEN und auch JOB FOR A COWBOY bereits 2008 in Wacken dabei. Roy Khan singt wie eh und je und die Setlist hat bis auf den neuen Song "The Great Pandemonium" kaum Überraschungen zu bieten, wobei man natürlich festhalten muss, dass "Center Of The Universe", "The Haunting (Somewhere In Time)" und "March Of Mephisto" großartige Songs sind. Ach ja: Im Gegensatz zu 2008 klingen KAMELOT 2010 nicht wie "vom Winde verweht"...

Das 30-jährige Bandjubiläum von GRAVE DIGGER hat nicht nur ein paar Gäste zu bieten, sondern schlägt sich vor allem auf die Setlist nieder. Denn die mal wieder neu aufgestellte (im Vergleich zum letzten Wackenauftritt) Metal-Legende spielt das komplette "Tunes Of War"-Album am Stück; ergänzt durch drei weitere Songs.
Die Fans wissen diesen Anlass zu würdigen und nach dem eindrucksvollen Aufmarsch einer 20-köpfigen Pipes & Drums Band zur "The Brave"-Eröffnung, ist schon ab "Scotland United" die Stimmung am Siedepunkt. Bandchef Chris Boltendahl ist dabei passend zum Thema Schottland im Kilt gekleidet. Neben seiner gut abgestimmten Mannschaft wird die Bühne im Hintergrund zusätzlich von VAN CANTO bevölkert, die als Chor agieren.
Und es gibt noch weitere Gäste. So erscheint auf der in rotes Licht getauchten Bühne zu "The Ballad Of Mary (Queen Of Scots)" Doro Pesch zum Duett. Zu "Rebellion" kommen dann VAN CANTO auch mal nach vorne, bevor Chris Boltendahl die Nummer von den lauthals singenden Fans übernimmt und gemeinsam mit BLIND GUARDIANs Hansi Kürsch zu Ende bringt. Beide werden nochmal von zwei Dudelsackspielern unterstützt und dicke Pyro-Fontänen gibt es noch obendrein. Im Anschluss folgen dann noch der Titelsong des aktuellen Albums "Ballad Of A Hangman", mit "Excalibur" eine weitere Hymne und das unverzichtbare "Heavy Metal Breakdown", das noch mal die letzten Kräfte mobilisiert.

Nach dem viel zu leisen  SLAYER-Gig 2003 hoffte man auf Wiedergutmachung in diesem Jahr. Und die gibt es in Form einer Best-Of-Setlist:

World Painted Blood
Hate Worldwide
War Ensemble
Expendable Youth
Dead Skin Mask
Seasons In The Abyss
Hell Awaits
Spirit In Black
Mandatory Suicide
Chemical Warfare
Raining Blood
South Of Heaven
Angel Of Death

Daran gibt es natürlich überhaupt rein gar nichts auszusetzen und da auch der Sound spitzenmäßig (und sehr laut) ist, wird der Auftritt der Kalifornier zum absoluten Triumphzug. Vom Geschehen auf der Bühne bekommt man dabei eigentlich nur beim Blick auf die Videoleinwände etwas mit, was allerdings auch selten ist, denn man kann nicht anders, als 75 Minuten lang zu bangen, was der Hals aushält.


Samstag

Die andauernde Trockenheit hatte zur Folge, dass sich gigantische Staubwolken bildeten. So auch bei EKTOMORF, die das dunkle Treiben auf der Black Stage eröffnen. Ihr hardcore-lastiger Thrash ist überaus partytauglich. Und so hat sich schon eine ansehnliche Menge vor der Bühne versammelt, um sich zu Songs wie "Rat War", "Show Your Fist", "Gypsy", "Who Can I Trust" und "Outcast" im Kreis herumzuschubsen. Frontmann
Zoltán Farkas war zwar auch schon mal besser bei Stimme als an diesem Tag, was die Fans aber nicht weiter stört und so wird besonders bei den Semi-Hits "Fuck You All" und "I Choke" ordentlich Stimmung gemacht.

Caliban
Das erwähnte Staubproblem wurde indes bei CALIBAN nochmal größer. Inzwischen scheint das Publikum richtig fit zu sein und so entfachen die deutschen Metalcore-Helden etliche Circle Pits. Trotz des Verbots organisieren die Zuschauer sich natürlich auch eine Wall Of Death und Crowdsurfer en masse sorgen für Arbeit bei den Security-Männern im Graben vor der True Metal Stage. Zehn Songs gibt die Band um Frontmann Denis Schmidt zum Besten, wovon erwartungsgemäß "I Will Never Let You Down" den meisten Applaus kassiert.

Weiter geht es auf der Black Stage mit den schwedischen Death-Metal-Urgesteinen UNLEASHED, die seltsamerweise wenig Zuschauer anziehen. Auch ist der Sound beim eröffnenden "Winterland" noch alles andere als gut, was sich beim alten "Shadows In The Deep" aber glücklicherweise ändert. Tapfer kämpfen sich Johnny Hedlund und seine Mitstreier durch die Setlist, die Hits wie "Hammer Battalion", das neue "Wir kapitulieren niemals", bei dem das Publikum zum Mitsingen aufgefordert wird, das starke "The Longships Are Coming" und zum Abschluss die Hymne "Death Metal Victory" enthält.

Das Zelt ist rappelvoll, als die Lemmy-Lieblinge von CRUCIFIED BARBARA für eine halbe Stunde aufspielen. Und diese Zeit nutzen die vier Schwedinnen, um zu beweisen, was sie zu bieten haben. So legen sie mit "Killer On His Knees" los und Nummern wie "Play Me Hard" und "Sex Action" fordern vor allem das männliche Publikum heraus. Mit ihrem Rock N' Roll und der Stimme von Mia Coldheart haben sie die Menge vor der Bühne jederzeit im Griff. Mit  Ohrwürmern wie "Losing The Game" und "In Distortion We Trust" ist ihnen die volle Aufmerksamkeit sicher. Die Mädels haben auf jeden Fall das Zelt gerockt und hätten auch auf einer größeren Bühne wie etwa der Party Stage für reichlich Stimmung gesorgt...

Mit ihrem 16. Album "Ironbound" haben sich OVERKILL stark wie lange nicht mehr erwiesen und dies ließ auch für den diesjährigen Wacken-Auftritt so einiges erwarten. Bereits zum fünften Mal ist die Thrash-Legende hier am Start. Mit dem Opener der aktuellen Scheibe "The Green And Black" laufen sie dann gleich ausgiebig warm und lassen danach ein mit einem wirklich ausgewogenen Sound ausgestattetes Thrash-Feuerwerk folgen. Neben den zwei weiteren neuen Songs "Ironbound" und der Hymne "Bring Me The Night" bieten die Jungs das erwartete Klassiker-Programm. "Rotten To The Core", "Wrecking Crew", "Hello From The Gutter"... Bobby “Blitz“  Ellsworth ist dabei agil wie eh und je und freut sich über "a lot of Motherfuckers", D.D. Verni bestens gelaunt, Dave Linsk "cool as hell". "In Union We Stand", das auf jedes OVERKILL-Konzert gehört, wird von tausenden Kehlen begeistert mitgesungen. Mit dem unverzichtbaren MOTÖRHEAD-Cover "Overkill" wird dann das Ende der Show eingeleitet, bevor das Quintett mit einem erneuten "Fuck You" stilgerecht die Bühne verlässt. Ein echter Hammer!

Setlist OVERKILL:

The Green And Black
Rotten To The Core
Wrecking Crew
Hello From The Gutter
Coma
Hammerhead
Ironbound
In Union We Stand
Bring Me The Night
Elimination
Fuck You
Overkill (Motörhead cover)
Fuck You (Reprise)

W.A.S.P.
Auf der True Metal Stage startet pünktlich die Sirene, um Blackie Lawless und seine Mannen anzukündigen. Anfangs zwar noch etwas laut bei zu leisem Gesang, ist der Sound bald hervorragend, die Band äußerst spielfreudig und vor allem Mr. Lawless stimmlich auf der Höhe. Zwar sieht er hinter seiner Sonnenbrille noch aufgedunsener aus als zuletzt, aber der Gesang sitzt und im Vergleich zu früheren Auftritten erscheint er äußerst motiviert. Und für die Optik sorgt neben seinen Fransenstiefeln ja immer noch Doug Blair mit dem kreisenden Sägeblatt an seiner Gitarre. Dazu ist die Setlist abgesehen vom Titelsong des neuen Albums "Babylon's Burning", ausschließlich gespickt mit Hits. Los geht es mit "On Your Knees/The Real Me", dem mit "L.O.V.E. Machine" dann die nächste Granate folgt. Die W.A.S.P.-Hymne "I Wanna Be Somebody" wird wie "Wild child" ebenso frenetisch gefeiert und ist der Höhepunkt eines tollen Auftritts, mit dem die Band einige Kritiker zurückgewonnen haben dürfte.

Setlist W.A.S.P.

On Your Knees/The Real Me
L.O.V.E. Machine
Babylon's Burning
Wild Child
Hellion/I Don't Need No Doctor/Scream Until You Like It
Chainsaw Charlie (Murders In The New Morgue)
The Idol
I Wanna Be Somebody

Stratovarius
Vor der Bühne ist es um 19.30 Uhr ordentlich gefüllt und mit einem ordentlichen Best Of-Programm sorgen Sänger Timo Kotipelto und seine Sidekicks für gute Laune. Los geht es mit "Hunting High And Low" und mit einem Triple aus "Speed Of Light", "The Kiss Of Judas" und dem nicht unbedingt zu erwartenden "Against The Wind" sammelt die Band genauso Pluspunkte, wie mit den abschließenden "Paradise" und "Black Diamond".

EDGUY und mit ihnen Sänger Tobias Sammet machen mit "Dead Or Rock" und "Speedhoven", den Anfang, wobei sich besonders letzter als echter Live-Hammer erweist. Zwischendurch begrüßt Tobias Sammet mit Markus Großkopf von HELLOWEEN einen besonderen Gast, der übrigens als Ersatz für den eigentlichen Bassisten Tobias Exxel vorgesehen war. Dieser stand kurz davor Vater zu werden und deshalb seine Teilnahme nicht 100%ig sicher war. Auch wenn die Setlist an diesem Abend nicht Jedermanns Sache ist, so ist diese Show rundherum gelungen.

Setlist EDGUY:

Dead Or Rock
Speedhoven
Tears Of A Mandrake
Vain Glory Opera
Lavatory Love Machine (mit Markus Großkopf)
Superheroes (mit Markus Großkopf)
Save Me
Sacrifice
King Of Fools

Candlemass
Es hätte durchaus etwas voller sein können vor der Party Stage, als das von Bandchef Leif Edling angeführte Quintett nach dem dramatisch einleitenden "Marche Funebre" mit "Mirror Mirror" gleich mit einem ihrer  bekanntesten Songs startete. Vor allem an Robert Lowe, der auch die alten Nummern prägend umzusetzen weiß, und seiner Gesangsleistung war rein gar nichts zu rütteln. Ein Klassiker wie "Samarithan" kam dabei ebenso durchdringend rüber wie neuere Stücke wie "If I Ever Die" oder "Hammer Of Doom".
Leider gab es zwischen den Songs immer wieder kleine Pausen. Der Grund: Die Band hatte vor dem Gig dem Alkohol zugesprochen und war deshalb wohl leicht angeschlagen. Zum Glück blieb das Ganze noch im Rahmen und hatte keine gravierenden musikalischen Auswirkungen. Es folgten Kaliber wie "At The Gallows End" und der grandiose Abschluss "Solitude".

Setlist CANDLEMASS:

Marche Funebre
Mirror Mirror
Dark Are The Veils Of Death
Samarithan
If I Ever Die
Hammer Of Doom
Emperor Of The Void
At The Gallows End
The Bleeding Baroness
Solitude

IMMORTAL spielen in ihrem Set mit "The Rise Of Darkness", "Hordes To War", "Norden On Fire" und dem eröffnenden Titeltrack gleich vier Songs des aktuellen Albums "All Shall Fall". Ebenso verzichtet man darauf, Songs der ersten vier Alben zu spielen, so dass "Withstand The Fall Of Time" vom 1999er Album "At The Heart Of Winter" der älteste Song in der Setlist ist. Doch "Damned In Black", "Sons Of Northern Darkness" und "One By One" entschädigten für die fehlenden, ältesten Klassiker. Ansonsten gab es alles, was man von einem IMMORTAL-Konzert erwartet: den extremen Einsatz von Pyros und natürlich das legendäre Gepose von Abbath und Apollyon.

Setlist IMMORTAL:

All Shall Fall
Sons Of Northern Darkness
The Rise Of Darkness
Damned In Black
Hordes To War
Norden Of Fire
Withstand The Fall Of Time
Beyond The North Waves
One By One

OUTRO

Unser Dank geht an das gesamte WACKEN OPEN AIR-Team für drei tolle Festival-Tage mit jeder Menge lauter Musik, guter Laune und einer einzigartigen Atmosphäre.

SEE YOU IN 2011 - RAIN OR SHINE!