Wacken Open Air 2010
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Wann? 05.08. - 07.08.2010
Wo? Wacken - Festivalgelände

Donnerstag
ALICE COOPER | MÖTLEY CRÜE | IRON MAIDEN

Freitag
AMORPHIS | JOB FOR A COWBOY | ASTRAL DOORS | ETERNAL LEGACY | ENDSTILLE | KAMELOT | GRAVE DIGGER | SLAYER

Samstag
EKTOMORPH | CALIBAN | UNLEASHED | CRUCIFIED BARBARA | OVERKILL | W.A.S.P. | STRATOVARIUS | EDGUY | CANDLEMASS | IMMORTAL

INTRO

WACKEN - Blasting the North in August - das sagt eigentlich schon alles! Die Security war auch 2010 durchgängig hilfsbereich und freundlich und erledigte ihren nicht immer einfachen Job anständig. Auch in diesem Jahr klappte die Information der Fans über Video-Leinwände perfekt, so dass man dem Veranstalter-Team um Festival-Kopf Holger Hübner eine rundum gelungene Organisation bescheinigen kann.
Einige Fakten zur 2010er-Ausgabe:
75.000 Fans, 107 Bands, 200 ha. Gelände mit 35 km Bauzaun gesichert, 1a-Festivalwetter (nicht zu heiß, kein bzw. kaum Regen)

Donnerstag

Auf den Punkt um 18:00 Uhr startete ALICE COOPER seine erste Show auf dem Wacken Open Air. Und auch wenn man vermuten kann, dass in der Zuschauermenge einige Leute zu finden waren, die den Namen ALICE COOPER (oder vielleicht auch nur dessen Gesicht) erst seit der Saturn-Werbung kennen, brachte das Hit-Trio aus "School's Out", "No More Mr. Nice Guy" und "I'm Eighteen" die Menge mit einem Schlag auf Betriebstemperatur. Der Bekanntheitsgrad der nächsten Songs war danach erwartungsgemäß erstmal nicht mehr ganz so groß, aber alleine die visuellen Elemente einer ALICE-COOPER-SHOW haben bekanntlich auch für den musikalisch nicht ganz so Eingeweihten stets einen hohen Reiz. Und zu sehen gibt es heute Abend reichlich: Bei "Wicked Young Man" gibt es den ersten Toten auf der Bühne, aufgespießt von Alice himself. Der wird dafür mit der Zwangsjacke belohnt und darf so noch die "Ballad Of Dwight Fry" singen, bevor er auf der Guillotine endet. Zu "Go To Hell" mit seinem indianischen Rhythmus ist er als Schamane wieder auferstanden und bei "Guilty" macht man die erste Bekanntschaft mit der schon kurz darauf entschlafenen Braut "Cold Ethyl". "Poison" ist dann das erwartete Stimmungshoch, bevor es danach richtig speziell wird. Überraschend werden "From The Inside" vom gleichnamigen Album und das ebenfalls von dort stammende "Nurse Rozetta" gespielt. Letzteres übrigens wesentlich härter als in der Studiovariante. Unterbrochen wird das Klassiker-Programm danach noch kurz von "Vengeance Is Mine", dem einzigen Song vom letzten Album "Along Came A Spider", bevor mit "Billion Dollar Babies", "Feed My Frankenstein" und natürlich "Elected" weitere Hits folgen. Beim letzteren wendet sich Onkel Alice durch das Schwingen einer Deutschlandfahne persönlich an das Publikum, mit dem er die Kontaktaufnahme zuvor ohne eine wirklich Ansage ansonsten aufs Minimalste beschränkt hatte. Ein gelungener Auftritt, der dem Schockrocker einige neue Fans auch in der jungen Metal-und Hardrockgeneration beschert haben dürfte.

Setlist ALICE COOPER:

School's Out
No More Mr. Nice Guy
I'm Eighteen
Wicked Young Man
Ballad Of Dwight Fry
Go To Hell
Guilty
Cold Ethyl
Poison
From The Inside
Nurse Rozetta
Be My Lover
Only Women Bleed
I Never Cry
Black Widow Jam
Vengeance Is Mine
Dirty Diamonds
Billion Dollar Babies
Killer
I Love The Dead
Feed My Frankenstein
Under My Wheels
Elected
School's Out


Sich danach einen guten Platz bei MÖTLEY CRÜE in den vorderen Reihen zu ergattern, ist dann unerwartet einfach. Gerade beim jüngeren Publikum scheint der Stand der L.A.-Glamrocker nach der jahrelangen Pause und noch längerer Europa-Abstinenz nicht mehr besonders groß zu sein; zudem ziehen es auch viele vor, sich schon für den Gig von IRON MAIDEN einen guten Platz vor der Nachbar-Stage zu sichern und den Auftritt aus der Entfernung oder über eine der drei Leinwände zu verfolgen. Die Fankulisse ist trotzdem beachtlich, aber insgesamt scheinen die Erwartungen nicht übermäßig groß zu sein - und nur die Wenigsten haben wohl in diesem Moment damit gerechnet, dass sie ein frühes Highlight erleben würden...
Nach AC/DCs "Big Balls" als Intro, steigt das Quartett aus einer futuristischen L.A.-Skyline als Bühnenaufbau heraus mit "Kickstart My Heart" druckvoll in ihren Set ein. Nicht nur die Gitarre brät mächtig fett und spätestens mit dem Pyro-Schauer aus Feuer, Blitz und Donner zum Songende sind den Jungs alle Blicke sicher.
Mit "Wild Side" geht es nicht minder energisch weiter und wer vorher angezweifelt hatte, dass MÖTLEY CRÜE eine richtige Metalband ist, wurde mit Klassikergranaten wie "Shout At The Devil" oder "Looks That Kill", aber auch durch die beiden neusten Songs im Set  "Saints Of Los Angeles" und "Mutherfucker Of The Year" eines Besseren belehrt. Die äußerlich in die Jahre gekommene Band hat sicherlich schon mal besser und fitter ausgesehen, besser geklungen hat sie von einer Bühne aus aber bestimmt nur selten. Und bestimmt waren sie auch nur selten so hart, wie an diesem Abend.
Was die Jungs musikalisch und spieltechnisch noch so drauf haben, wissen sie heute ebenfalls nachhaltig zu belegen. Nach "Live Wire" heizt Tommy Lee die Meute an, damit Nikki Sixx ein Erinnerungsfoto von der klatschenden Menge schießen kann, bevor sich Vince Neil für "Don't Go Away Mad (Just Go Away)" die Akustikgitarre schnappt. Mit "Primal Scream" folgt dann eine nicht ganz so bekannte, aber ebenfalls hart gespielte Nummer. Als dann alle auf Befehl von Vince die rechte Faust in die Luft recken sollen, ist es Zeit für "Girls, Girls, Girls". Die Nummer schließt mit einem Pyro-Feuerwerk und mächtigem Getöse einen tollen Auftritt ab, über den es hinterher durchweg positive und zumeist begeisterte Stimmen zu hören gab.

Setlist MÖTLEY CRÜE:

Kickstart My Heart
Wild Side
Shout At The Devil
Saints Of Los Angeles
Looks That Kill
Live Wire
Don't Go Away Mad (Just Go Away)
Same Ol' Situation (S.O.S.)
Mutherfucker Of The Year
Ten Seconds To Love
Primal Scream
Dr. Feelgood
Girls, Girls, Girls


Iron Maiden
Im Vorfeld sickerte bereits durch, dass die Setlist sich wohl in großen Teilen auf die letzten drei Alben konzentrieren würde. Zwar hofft man, dass es in Wacken vielleicht doch anders sein würde und dass die Band ein Best-Of-Set auf die Bühne knallen würde, doch da sieht man sich getäuscht. Mit "The Wicker Man" und dem folgenden "Ghost Of The Navigator" steigen Bruce Dickinson und seine Jungs gekonnt ein und entfachen mit dem folgenden "Wrathchild" erste Jubelstürme. Doch die Erwartungen der Fans werden abrupt wieder abgekühlt, denn nach dem Uralt-Klassiker spielt man mal eben den allerneusten Song "El Dorado".
Man hat an diesem Abend ein wenig den Eindruck, als würden IRON MAIDEN Songs zu Klassikern machen wollen, die keine sind und es vielleicht auch nie werden. Zumindest flaut die Stimmung bei "Dance Of Death" und "The Reincarnation Of Benjamin Breeg" weiter ab.
Ungeachtet der Setlist muss man andererseits sagen, dass es auch heutzutage kaum bessere Livebands gibt, als IRON MAIDEN. Die drei Gitarristen spielen nahezu perfekt, Bruce Dickinson singt ebenfalls und wie üblich wie ein junger Gott und wirklich die ganze Zeit ist Action auf der Bühne angesagt. Als Bruce den Song "Blood Brothers" dem verstorbenen Ronnie James Dio widmet, kommt endlich mal die Gänsehaut zum Vorschein - um bei "Wildest Dreams" und "No More Lies" wieder zu verschwinden. Die Hoffnung ruht letztlich auf dem Zugabenblock, doch der besteht aus Standards: "The Number Of The Beast", "Hallowed By The Name" und "Running Free". Mit einer Setlist, die eher etwas für beinharte Fans der Band ist, als für ein partywilliges Festival-Publikum beweist man zwar, dass man Mut hat und mit einer grundsätzlich makellosen Darbietung zeigt man, dass man live immer noch ein Brett ist, aber die wirklich prägenden Auftritte kommen dieses Jahr von anderen Bands.

Setlist IRON MAIDEN:

The Wicker Man
Ghost Of The Navigator
Wrathchild
El Dorado
Dance Of Death
The Reincarnation Of Benjamin Breeg
These Colours Don't Run
Blood Brothers
Wildest Dreams
No More Lies
Brave New World
Fear Of The Dark
Iron Maiden
The Number Of The Beast
Hallowed Be Thy Name
Running Free